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Zur Klarstellung eine geografische Bemerkung: Im Südburgenland gibt es kein Schilf, keine Gelsen und keinen Gegenwind, der Neusiedlersee liegt viel weiter nördlich. Und erst mit dem E-Bike wird das Südburgenland flach.
Und somit wird unsere Ausfahrt auf der "Paradiesroute" eine gemütliche Radlfahrt durch Natur, Geschichte und Weinidylle. Dazwischen erleben wir immer wieder Grenzbegegnungen, ob an der Lafnitz, am Dreiländereck oder an der Grenze zu Ungarn. Da werden die historischen Tatsachen wieder lebendig.
Und warum Paradies? Nicht nur der landschaftlichen Schönheit wegen, welche sich in immer abwechselnden Formen zeigt, sondern auch der zahlreichen Betriebe wegen, die sich diesem fabelhaften Projekt "Paradiesroute" angeschlossen haben. Sie zeigen uns Radlfahrern was gut ist. Somit wird diese Rundfahrt zwischendurch auch eine Genusstour der Sonderklasse.
Zu zweit machen wir uns auf, um mit unseren E-Bikes die gesamte "Paradiesroute" zu befahren. Eine Radtour über 260 km, die die schönsten Flecken des Südburgenlandes umfasst. Meine stärksten Eindrücke:
Wir starten mit unseren E-Bikes in Oberwart und tauchen zunächst in das Pinktal und dann in das Lafnitztal ein. "Rendezvous mit einer sanften Dame" war einmal ein Slogan, die Lafnitz betreffend. Nachdem sie das kristalline Grundgebirge verlässt und vom Gebirgsfluss zum Tieflandfluss wird, findet man in ihren Mäandersystemen alle Formen der natürlichen Flussdynamik. Durch Wegspülen und Anschwemmen – ein ständiges Geben und Nehmen – ändert sich das Flussbett. Die Ufer wurden nie verbaut, die Ursprünglichkeit der Landschaft hat sich bis heute erhalten. Damit ist klar, warum diese Naturlandschaft zur Schutzzone "Ramsargebiet Lafnitz" erklärt wurde.
Die "Weinidylle" erstreckt sich über die 4., 5. und 6. Etappe von Heiligenbrunn über Hagensdorf zum Eisenberg und nach Rechnitz. Es ist eine Reise vom Uhudler über den Blaufränkischen am Eisenberg bis zum Welschriesling in der Gegend um Rechnitz an den südlichen Ausläufern des Geschriebensteins. Am Uhudler gibt es natürlich kein Vorbei. Zum Glück! Seine betont erdbeerige Note betört und er ist aus dem heutigen Weinsortiment nicht mehr weg zu denken.
Kernstück ist neben dem Weinbau die Erhaltung und Nutzung der in der alten Bauform noch vorhandenen, großteils strohgedeckten "Kellerstöckl". Diesen begegnen wir auf unserer Tour besonders in der Gegend von Heiligenbrunn. Sie werden als Weinkeller nur mehr vereinzelt genutzt, aber wohl gepflegt und als Appartements an Urlauber vermietet.
Die Kellergasse in Heiligenbrunn hat schon einen eigenen Reiz und man will gar nicht mehr aufhören zu fotografieren, bis man schließlich am Stifterberg zum Buschenschank der Familie Kedl - Hafner kommt. Da gibt es all die guten Sachen vom Uhudler, dazu Grammelpogatscherl. Von Monika eingekochte Marmelade und selbst gefertigte Uhudlerherzen müssen natürlich auch mit. – Herz was willst du mehr.
Österreich-Ungarn – diese Grenzerfahrungen hab ich hautnah erlebt. So wie die Dreiländerecke ist der Besuch der St. Emmerichskirche ebenfalls ein Abstecher von der regulären Strecke, die sich beide absolut lohnen!
Immer nahe der ungarischen Grenze erreichen wir Eberau. Das Wasserschloss war in der Zeit um 1400 n.Chr. eines der größten in Österreich. Eine geschichtliche Sehenswürdigkeit, die allerdings nur von außen zu besichtigen ist. Vorgelagerte Schautafeln berichten von der Eberauer Wehranlage, dem Wasserschloss, dessen Errichtung, Aufgaben und Entwicklung.
Im nächstgelegenen Ort Bildein ist vorerst ein Besuch des "burgenländischen geschichte(n)haus" vorgesehen. Darin wird die Geschichte des Burgenlandes seit 1921 in einem "Kredenzsystem" (Kredenz – althergebrachte Küchenmöbel) dargestellt. Ereignisse, Trachten, Bräuche und Gegenstände sind in herausziehbaren Laden zu erforschen, aber auch durch sehenswerte Schaustücke zu erleben. Der Grenzerfahrungsweg Bildein zeigt die Nachbildung eines Schützengrabens, sogar ein Russischer Panzer ist ausgestellt.
Was man auf seiner Fahrt entlang der Paradiesroute alles erfährt, lässt sich in aller Kürze nicht beschreiben. Die herrschaftlichen Burgen Güssing und Schlaining, drei Naturparke und verzauberte Fluss- und Bachlandschaften. Auch die kulinarische Seite kommt nicht zu kurz: Vom Buschenschank bis zum Haubenlokal und die vielen "Paradiesbetriebe", die mit Selbsterzeugtem aus der Region aufwarten. Wer das Südburgenland mit all seinen Schönheiten kennenlernen will, der sollte das Erlebnis "Paradiesroute" nicht auslassen.